Samstag, 11. Dezember 2010

Alles Wüste hier. Gruß, Elke.

Es gibt doch kaum etwas über das man sich schöner und länger und hitziger aufregen kann, als über das deutsche Bildungssystem.
Das ganze fängt irgendwo bei seltsamen Erziehungsmethoden überanstrengter Lehrkräfte an, erstreckt sich über das allgemeine Nichtvorhandensein nachwachsender Lehrkräfte und baumelt nach diversen Windungen um fragwürdige Lehrpläne und Ähnliches am Ende lust- und kraftlos irgendo um die Knöchel der Studiengebühren herum und stößt mit einem letzten schwachen boing! noch den Fachkräftemangel in den Rücken.
Wie dumm, dass hier diverse Miseren zusammenhängen und mit Miseren aus scheinbar unverwandten Bereichen kooperieren.
Zuviele Migranten, deren Immigration irgendwie nur ein Gerücht wäre und deren Kinder nicht nur in der Schule schlechte Chancen haben; die schöne, auf der Spitze stehende Generationenpyramide - zu niedrige Geburtenraten, zuviele Alte, die langsam in Pension gehen, zuwenige, die nachrücken; zu wenige Jugendliche überhaupt und davon zu wenige mit gutem Schulabschluss, die den Mangel an Arbeitskräften decken könnten; und zuwenige Politiker, die sich nicht nur in ihrem überlaufenden Ego baden und große Reden schwingen und wirklich dort anzupacken, wo Hilfe nötig wäre.
Und nicht nur das: die Länder kürzen Hochschulen und Schulen die Gelder, ziehen stattdessen lieber unverschämte Studiengebühren ein, die sich der durchschnittliche Student mit seinen 3 Nebenjobs vom Mund absparen muss - der Bund hat eigentlich nicht wirklich etwas zu verschenken, aber Milliardenhilfen für die sich langsam in Schlangen einreihenden hilfsbedürftigen EU-Länder, die ihre Banken nicht unter Kontrolle hatten und deren Bürger und EU-Partner jetzt für diese* Dummheiten zahlen dürfen, müssen dennoch gewährt werden**.

Zurück zur Bildung: man ist mal wieder ganz stolz, dass Deutschland bei der neuen PISA-Studie besser abgeschnitten hat als letztes Mal... in den Naturwissenschaften. Beim Lesen und Textverstehen haperts noch, teilt uns der Nachrichtensprecher mit Bedauern mit, aber immerhin liegen wir noch vor Frankreich, Aserbaidschan und Kolumbien und die Mädchen sind besser als die Jungs, freut sich Alice.
Immerhin: die Schüler müssen mit veralteten Schulbüchern und teilweise noch veralteteren Lehrern arbeiten und irgendwie darüber hinwegsehen, dass Text M5 auf Seite 168 erklärt, der Mensch sei wie der Hund in Rassen unterteilt, dass der Erstbenutzer des Buches inzwischen die Kartoffeln von unten betrachtet und dass ihr Magister viel von stupidem Auswendiglernen hält und wenig von Sorge um den Einzelnen. Dass Mustafa daheim nur türkisch spricht und deshalb Probleme mit Faust hat, dass Jennys Mama sich den ganzen Tag nur Talkshows, Zigaretten, Teleshopping und Zigaretten reinzieht und Jenny gerne ihre Probleme mit der Faust löst, sind nur einige Faktoren, die das Elend noch vergrößern.
Ob man jetzt den Zauberlehrling frei herunterbeten können muss, so schnell sein soll wie der Einsen-Schreiber und höhere Mathematik verarbeiten muss, die im Leben normaler Menschen niemals Anwendung finden wird*** oder ob einem die finanziellen, familiären und sonstigen Umstände die Konzentration auf die Schule und die Fokussierung auf einen Q.A. um wenigstens einen Ausbildungsplatz zu bekommen, unmäglich machen - Lehrpläne und Lehrmethoden sind eindeutig überarbeitungsbedürftig und die Sorge des Staates um Kinder und Jugendliche und deren Probleme lässt sehr zu wünschen übrig.****

Und was unfähige Lehrer anbelangt: was will man machen? Die Herren und Damen fehlen doch sowieso schon an allen Ecken und Enden, würde man dann noch die Spreu vom Weizen trennen, könnte man sich bei der Einschulung wohl auf Klassenstärken von 300 bis 400 Schülern gefasst machen - mal ganz davon abgesehen, dass das Gehalt eines jungen Lehrers nicht gerade Honig vor der Bärennase ist, besonders wenn er dann noch die Rückzahlung seines BAFÖGs abstottern muss.

Hohe Studiengebühren für die handvoll Studenten, die es irgendwann geschafft haben Gymnasialempfehlung und Abitur einzusacken und die bereit sind für Bildung Geld zu verdienen, bereit sind zwecks Studium ans andere Ende der Republik zu ziehen oder die mit Daddy Rich gesegnet sind. Der Rest wird mit offenen Armen von Handwerksbetrieben genommen, die sich sowieso nur noch ungerne mit dem Durchschnittshauptschüler herumschlagen oder geht ins Ausland, beispielsweise um eine Fremdsprache ernsthaft zu lernen und nicht nach 8/9 Jahren Schulenglisch nicht mal in der Lage sein zu können, nach dem Weg zu fragen und die Antwort zu verstehen.
Sowieso sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt in anderen Ländern häufig verlockender, Handwerker und Akademiker werden gesucht, deutsche Eigenheiten geschätzt.
Natürlich fehlen am Ende in Deutschland Menschen, die die Arbeit machen: viele gehen in Rente, werden aufgrund ihres Alters oder Kindes im Zuge einer "Firmenumstrukturierung" entlassen und nur ein Bruchteil rückt auf die Stellen nach. Dass es genügend Arbeitslose gibt, auch eigentlich qualifizierte Arbeitslose*****, die nur keiner haben will, ist natürlich viel langweiliger, als sich mal wieder Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, die unseren ausländischen Mitbürgern dann vormachen wie's geht. Als ob nicht genug schmiedbares Material vorhanden wäre, sowohl an Jugendlichen als auch an Erwachsenen jeglicher Herkunft.

Wenigstens kann man weiterhin nach Finnland rüberschielen, die Hände im Schoß falten und sich fragen, weshalb nicht nur PISA dort so gut läuft...
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* Und natürlich auch für ihre eigene Dummheit.

**Vielleicht muntert es wenigstens Reykjavik auf, dass ihr Bürgermeister eigentlich nur Spaß macht. Politik mal anders rum: von der Parodie zu ernsthaften Politik.

*** Nutzbare Grundkenntnisse von Zinsrechnung oder Geometrie kann man bei vielen Abiturienten lange suchen, Kurvendiskussion und Wahrscheinlichkeitsrechnung scheint für zukünftige Germanisten oder Sozialpädagogen wesentlich wichtiger zu sein.

****Davon, dass man die Kinder- und Elternfreundlichkeit in Deutschland mit Lupe suchen muss, darf man ja eigentlich gar nicht erst anfangen.

***** A propos: es gibt mal wieder weniger Arbeitslose als noch demletzt. Also die, die nicht durch irgendwelche Kurse und Schulungen und Drecksjobs aus der Statistik gemogelt werden bzw. rausgeschummelt werden weil sie über 58 sind.

Sonntag, 12. September 2010

La musique - trésor de poésie

Man liebt Musik, die einfach die Laune hebt, zum tanzen und springen animiert oder durch man auch mal seine Wut und sonstige schwarze Gefühle verarbeiten kann.

Aber dann, für die leisen Momente, für die Traumepisoden unsere Serie des Lebens ist da noch die andere Musik.

Verwobene Poesie durch den richtigen Geist und die richtige kreative Emotionalität wortwörtlich zum klingen gebracht.
Es ist Musik, die so herzergreifend ist, dass man die Sonnenstrahlen im Herzen oder den tiefen, schmerzhaften Riss beinahe körperlich spüren kann, die Tränen tatsächlich in Diamanten und Lachen in ein Prisma aus Farben verwandelt.
Ob sie nun kleine Schmetterlinge und im Mondlicht glitzernde Bäche durch das Innere flattern und fließen lässt oder stürmische Wogen und peitschende Äste heraufbeschwört, sie ist wie die Essenz eines Gefühlsnebels, der sich seinen Weg durch das Ohr direkt und weichscharf in wesentlich tiefere, verborgenere Gefilde bahnt.
Sie ruft Erinnerungen wach, selbst Erinnerungen und Emotionen, die eigentlich nur eine Idee sind, die man nie erlebt hat und die man doch so real in sich wahrnimmt, als wären sie tatsächlich in einem verankert.
Es entstehen Bilder, Fotografien vor dem inneren Auge - Traumlandschaften, die man im Geiste durchstreift... man kann den süßen Saft der Beeren in diesem inneren Wald fast schmecken, fast den Wind durch die Kleidung spüren, der dort das Meer aufwühlt und den Duft von frischem Harz einsaugen, der zwischen den Bäumen schwebt.
Die Noten fliegen zum höchsten Gipfel und genießen dort den Sonnenuntergang, sie tauchen in die blauste See und schweben dort als Seifenblase zwischen den Walen, sie graben ihre Zehen in den Sand und kuscheln sich vor ein wärmendes Feuer...
Pure Schönheit, zerbrechlich und doch beständig, ein vertonter Wortwind, ein hörbares mit Tautropfen besetztes Spinnennetz - so fühlt sich Musik an, die nicht nur gut ist, nicht nur gefällt, sondern ernsthaft, in ihrer gesamten Fülle aus Worten und Tönen eine Atmosphäre schafft, die so inbrünstig-berührend, fesselnd und zerreißend schön ist, dass sie kaum beschreibbar, geschweige denn fassbar ist.
Wie Licht auf der Haut.

Montag, 9. August 2010

Little Spitfire II: Die Macht des... ?

Ich muss spezifisch werden.
Über Musiker schimpfen, die eigentlich verehrt werden sollten aufgrund von Allround-Brillanz und die trotz selbiger (oder gerade deswegen) auf dem Achtungs-Barometer beharrlich sinken.
Allround-Brillianz im Sinne von allem, was einem zum Kauf animieren kann: mitreißende Musik, Texte, die einen berühren, passendes und ästethisch anspruchsvolles Artwork von der CD bis zur hauseigenen Twitter-Seite und natürlich ein ansprechender Look am Künstler selbst.
Soweit alle Punkte auf der "Wie gewinne ich hingebungsvolle Fans"*-Liste abgehakt. Wenn da nicht diese Maschinerie wäre...
Denn besondere Brillianz: geschicktestes Marketing und ganz offenbar perfekte Business-Skills.
Jip, Emilie Autumns Maschinerie.
Die Erstauflage des neuen Albums ist streng limitiert, bitte sofort kaufen, muss was ganz besonderes sein - auch wenn es zwei Monate später nochmal veröffentlicht wird, diesmal mit neuem Design und Bonus-Dreck. Wofür man als Fan natürlich noch mal 20€ über den Tisch schieben soll.
Nicht zu vergessen diverse Single-Auskopplungen, die zackzack hinteeinander rausgeschossen werden und die man unbedingt kaufen muss, wegen des tollen Remixes vom Dark-DJ Kenntkeinesau, und wenn man die hat, kommt noch die supertolle neue EP mit supertollen neuen Songs... und man muss dummerweise feststellen, dass man die 10€ für EINEN** neuen Song und irgendwelche unterirdischen Remixe oder dämliche Live-Aufnahmen geblecht hat.
Als wäre das nicht genug, soll man dann auch noch Miss Autumns handgebastelte Klopapierrollen-Halter-Püppchen im Emilie-Look bei eBay ersteigern um als richtiger Fan gelten zu können. "Los bietet kräftig mit, ihr dummen 13-jährigen Gören, und schiebt mir das Geld in meine Bloomers***!"
Die "neuen" Medien wie MySpatzenhirn, Fratzenbuch oder Zitter machen die Vermarktung dabei zum Kinderspiel.
"Hey Leute, hab grad wieder was neues veröffentlicht... kauft schnell, is bestimmt bald alle, love you xxx"
"Mein blödes Buch, das ich schon vor einem Jahr angekündigt hab, erscheint demnächst. Bestellt schonmal vor, Auflage 1 ist schon fast weg. Ist übrigens ein gaaanz tolles Buch, muss jeder Fan haben xxxx"
"Hallo sweeties, hab mal wieder ne Auktion am laufen: Kinderzeichnungen von mir, bietet mit, ist total einzigartig! xxx"
Jaaaaaaah, muss ich total haben, seit Ewigkeiten kein neues Album mehr veröffentlichen, immer nur Deinen alten Müll recyclen, aber bitte: echt super.
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* "Die sogar meine benutzten Taschentücher kaufen und an die Wand ihres Plüsch-Rosa-Prinzessinen-Zimmers hängen würden."
** Wahlweise auch zwei mittelmäßige Cover-Versionen von irgendwas.
*** Womit dann auch irgendwann "wallets in full bloom" sind.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Summer in the City

Es könnte so schön sein: die Sonne scheint, es ist wunderbar warm, ab und zu kann man einen kühlen Lufhauch spüren, die Vogel zwitschern und die Menschen sind glücklich.
Also sie wären glücklich - wenn sie nicht gerade kollabieren* oder halb ersticken würden.
Die Stadt wird im Sommer zum reinsten Backofen, dampfende Abgase und Chemie-Düfte verstopfen die Lunge, der vielfältige Dreck auf dem Pflaster wirft Blasen und lässt Geruchsnerven absterben und die ewige Dunsglocke brät die Bewohner wie Hähnchen im Grill.
Die wenigen, die derzeit lachen, sind die, die überteuerte, mit nicht genau identifizierbarem Geschmack versehene Zuckerbomben unter dem Decknamen "Eis" an Kinder und Erwachsene verkaufen oder diverse Gaststätten, die den Dürstenden mit wahnwitzigen Preisen für Getränke wie "verdammt nochmal stinknormales Wasser - mit oder ohne, groß oder klein" das Geld aus der glühenden Brieftasche ziehen.

Das schönste bei derartigen Temperaturen sind jedoch wie immer die modischen Highlights.
Tennissocken in Badelatschen sieht man immer weniger - wahrscheinlich den alljährlichen Sommer-Kolumnen auf diversen Internet-Portalen geschuldet in Richtung "Die 10 größten Fashion-Fails", "Was Frauen bei Männern nicht mehr sehen wollen", "21 tolle Sommerfrisuren" oder "Das perfekte Sommer-Make-Up"**.

Im memoriam hilfreiche*** webgmxonline.de-Beauty-Tips:

Das Schuh-Mysterium:
Jede Frau zwischen Robert Pattinson und Bon Jovi trägt inzwischen Römersandalen, als hätte der große Modegott jegliche andere Fußbekleidung verboten. Mal aus Leder, mal mit Blingbling - egal ob lange Modelbeine oder kurze Baumstämme. Nicht dass Römersandalen so gräßlich wären wie quietschbunte Badeschuhe, aber muss denn wirklich JEDE...?
Erst Ballerinas, jetzt Cäsars Schuhwerk - das hätte höchstens seine Vorteile, wenn plötzlich jede schrill-kreischende Strass-Sonnenbrillenträgerin "De Bello Gallico" aufsagen könnte... und bei eBay ein Gehirn ersteigern würde.
Wer cool und sportlich daher kommen möchte oder einfach zu faul ist 20 Schnallen zu schließen, bleibt natürlich trotzdem bei den guten alten FlüpFlops.
Nicht dass ich finden würde, dass Plastik-Bade-Schläppchen an den Strand, ins Schwimmbad oder meinetwegen ins heimische Hotelzimmer gehören würden und einen vor Bienenstich von unten oder Fußpilz bewahren sollten, aber sie sind dort wirklich! besser! aufgehoben!
Zumal nichts blöder aussieht, als ein 23-jähriger Student der in Eile in die Straßenbahn springt... während seine Schuhe draußen bleiben müssen.

Das Streifenhörnchen und der Rettungsring:
Das ist Bikini. Bikini ist auch in UV-durchlässig erhältlich und verhindert, dass man aussieht wie ein Steak aus der Grillpfanne.
Und das hier ist Sonne. Sonne ist heiß und brutzelt die Menschen ganz braun, wenn sie lange in der Sonne sitzen oder liegen. Darum gibt es Schatten. Schatten kann man durch Bäume, Strandmuscheln oder Sonnenschirme erzeugen. Er schützt die
Menschen davor sich in eine wandelnde Geschmacklosigkeit zu verwandeln und verhindert, dass man tot umfällt.
Und dann sind da noch Monokini aka Badeanzug und Tankini. Tank und Mono sind die Art von Badebekleidung, die für die meisten Frauen am besten geeignet ist. Sie sind ebenfalls Beschützer. Allerdings schützen sie nicht Dich, sondern die anderen Menschen davor, Augenkrebs zu kriegen und bösartige Blogs zu schreiben.

Der Duft des Todes:
Es ist heiß, man schwitzt, die Stadt stinkt nach aufgeheizten Hunde-Exkrementen, man quetscht sich mit letzter Kraft in die Straßenbahn. Erleichtert, ausnahmsweise ist die Klimaanlage nicht ausgefallen.
Und *plumps* sitzt Stinker neben einem. Stinker ist der Mann, der entweder gerade seine ersten Haare entdeckt hat oder schon wieder dabei ist, sie zu verlieren und er fühlt sich offenbar ganz besonders männlich und bärenstark, wenn er nicht durch ekelhaftes Deodorant oder sonstige Produkte das betörende Odeur seiner Körpersäfte verunreinigt... und stinkt wie ein alter Bär.
Jeder schwitzt, jeder riecht irgendwann unangenehm, aber dafür, liebe Kinder, hat G.O.D aka die Kosmetik-Industrie uns doch diverse wohlriechende Duftstoffe geschenkt, die nicht nur vorbeugen, sondern im praktischen Miniatur-Format auch für unterwegs zur Nachbehandlung geeignet sind.
Wenn man denn nur eine Tasche hätte. Tasche trägt nur, wer schwul, Student, Business-Man oder Rentner ist - also Zielgruppe "reinlich", "dynamisch", "gebügelt" oder "eingeseift". Stinker fährt normalerweise auf der anderen Spur und lässt Freundin/Frau/gekaufte Koreanerin für sich tragen oder schiebt alles, was passt*** in die vorhandenen Hosentaschen.
Und stinkt zum Himmel.
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* Inzwischen aus Spaß und nicht mehr beim Public-Viewing.
** Schmilzt erst nach 10 Minuten vom Gesicht.
*** hilfreich = unbrauchbar = nutzlos = beschissen
**** Brieftasche mit eingebautem Schlüssel. Bruaaaah! Ich starkes Mann!

Montag, 28. Juni 2010

Die Tröte des Teufels

Nein, so leid es mir tut, das ist kein Album-Titel einer weiteren Durschnitts-Mittelalter-Rock-Truppe, die versucht im Kielwasser von In Extremo zu rudern.
Vielmehr ist es die Ausgeburt der Fußball-WM.
Nicht, dass 10 unterbelichtete Sportskanonen, die einem Ball hinterherrennen und sich gegenseitig ins Gesicht spucken, interessant genug wären, hier erwähnt zu werden, es ist vielmehr die alltägliche akustisch-galoppierende Dummheit des gemeinen Fans, die mein Interesse* weckt.
Ob man jetzt am Sonntag Nachmittag mit seiner Vuvuzela im Maul durch die Vorstadt wankt und sich Abgase und BASF-Dreck aus der Lunge trötet, oder nachts um halb 2 bei der Fan-Party im Hinterhof den "Idiotie-Marsch" bläst - es gibt viele Wege sich für die "Gummizelle mit Wolfgang Petry-Beschallung und Bohlen-Deko" zu qualifizieren.
Wenn man denn wenigstens davon ausgehen könnte, dass der Besitz bzw. Gebrauch eines südafrikanischen Blasinstrumentes ein Zeichen für sinkenden Rassismus wäre... Leider hat der gemeine** Nazi-Schorsch neben seiner Eindeutschung von Pizza, Pasta, Döner und "Koreanische Wokpfanne Szechuan Art - extra scharfes mit japanische Pilze" auch schon die Vuvuzela nach Bottrop eingemeindet und schwingt weiterhin beim Tröten die auf seinem Bierbauch eintätowierte Deutschland-Flagge "Schwarz-Rot-Proll" mit all seinem Nationalstolz.
Der Südafrikaner, der diese heimischen Klänge noch hören kann (und keinen Hörschaden davon getragen hat), bekommt sicherlich Heimweh nach der Hitze, der Armut und dem noch immer nachbebenden Rassismus Südafrikas, dem erklärten Urlaubs-Paradis des deutschen Abenteurers und Lieblings-Location deutscher Schnulzen-Regisseure.
Da verdient einer dieser Fuball-Kickenden Jammerlappen am Tag mehr als fünf Dörfer Südafrikas im Jahr und zusammen, aber right now stehen nur ein schwarz-weißer Ball**** und ein grüner Platz***** im Mittelpunkt des Interesses, in sämtlichen Medien und Un-Medien - und solange die Leute gut spielen, ist der Hunger auch nicht mehr ganz stark und sogar AIDS macht Urlaub... in irgendeinem Paralleluniversum, indem Elefanten Fahrrad fahren.
Sogar die kleinsten können sich schon mit Elfmetern in der Saharah oder Fallrückziehern in der Mongolischen Steppe anfreunden
Was da allerdings akustisch auf unser Trommelfell zukäme weiß bislang nur Reinhold Messner.

Nachtröt:
Aber wie denn, was denn? Deutsche Torschützen heißen Mesut Özil, Jerome Boateng*** oder Cacau? Hmmm... Ob das nicht irgendwie an der giftigen Nationalstolz-Legierung kratzt?
Egal, dank der Klimaerwärmung können wir auch bald in München-Pasing mit Straußen Aufwärm-Training machen und mit Giraffen um die Wette kicken.

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* aka Ärger aka Mordlust aka Blutrausch.

** "gemein" im Sinne von Hauptschul-Tobis "gemein", und nicht der Bedeutung, die ein hyper-intelligenter Klugscheißer namens Karl-Theodor (11 1/3 Jahre) dem Wort entnähme.

*** Verwandt oder verschwägert mit dem Boateng der südafrikanischen Mannschaft? Beantworten sie jetzt die Frage und gewinnen sie eine beschwitzte Grasplatte. Der arme Rechtsweg wird wie immer gemobbt.

**** Aha!!!

***** SüdAFRIKA übrigens.